Drei Atemzüge können töten
WOBAG rüstet Wohnungen mit Rauchmeldern nach
Feuerwehr informiert über Verhalten im Alarmfall
Rauchmelder können Leben retten. Denn bei einem Wohnungsbrand sind die Giftstoffe im Qualm noch gefährlicher als das Feuer. Im Juli hat Brandenburg als vorletztes Bundesland ein Gesetz verabschiedet, dass bis zum Jahr 2020 alle Häuser mit Rauchmeldern nachgerüstet werden müssen. Nur in Berlin gibt es diese Pflicht noch nicht, doch auch dort ist ein entsprechender Gesetzesentwurf in Planung. Die WOBAG hat sofort reagiert und die Firma Brunata-Metrona damit beauftragt, nach und nach alle 4471 Wohnungen mit entsprechenden Geräten auszustatten. Warum das so wichtig ist und wie sich Mieter im Alarmfall verhalten sollen, erklären Alexander Trenn, Abteilungsleiter Brandschutz bei der Stadt Schwedt, und Brandoberinspektor Henry Gutsche.
Die Gefahr einer Rauchverfiftung ist gross
Je nachdem, wie eine Wohnung eingerichtet ist und was dort gelagert wird, könne sich ein Raum innerhalb von einer bis fünf Minuten komplett mit Rauch füllen.
„Zwei bis drei Atemzüge in einem verrauchten Raum können schon zu tödlichen Vergiftungen führen.“
erklärt Alexander Trenn.
Deshalb ist Früherkennung so wichtig, vor allem nachts, wenn schlafende Bewohner die Gefahr erst mitbekommen, wenn es schon zu spät sein kann. Und selbst wenn die Flammen von selbst wieder ausgehen – der Rauch ist noch da.
„Der Faktor Zeit ist ganz entscheidend“, so Henry Gutsche. „Der Rauchmelder soll so früh anschlagen, dass jeder mit Luftanhalten seine Wohnung verlassen kann. Das Wichtigste ist dann, die Feuerwehr zu alarmieren.“
Brunata hat bereits vereinzelt mit dem Einbau begonnen, ab nächstem Jahr soll es richtig losgehen: Die Firma, die ohnehin die Fernwärme ablesen muss, nutzt solche Gelegenheiten für die Installation, damit der Mieter nicht an mehreren Terminen zu Hause warten muss. Auch im Zuge von geplanten Strangsanierungen sollen die Wohnungen großflächig ausgestattet werden. Die Rauchmelder hängen in den Aufenthaltsräumen wie Schlafzimmer, Kinderzimmer und Wohnzimmer sowie in den Fluren, die als Fluchtwege dienen. Der Mieter braucht gar nichts zu tun: Die Geräte sind per Funk miteinander vernetzt und werden zentral von Brunata überwacht, die Störfälle oder leere Batterien erkennt.
„Das erhöht natürlich die Sicherheit im Vergleich zu den billigen aus dem Baumarkt, wo die Batterien immer nachts leer gehen“
sagt Henry Gutsche. Dann schraubten die Leute übermüdet die Batterie aus und vergäßen, eine neue einzusetzen. „Es gibt übrigens auch für Eigentumshäuser schon bezahlbare Systeme.“
Die Feuerwehr alarmieren muss der Mieter jedoch immer noch selbst, denn es gibt keine direkte Verknüpfung zur Leitstelle. Deshalb sollte man, wenn der Melder piepst, vorsichtig nachsehen, ob es wirklich brennt. Denn Fehlalarme kann es immer geben: Wenn Rauch vom Kohlegrill auf dem Balkon hereinzieht, Wasserdampf von Kartoffeln, selbst durch Staub oder Insekten. Wenn es jedoch der Ernstfall ist, gilt laut Henry Gutsche: „Laufen Sie niemals in einen verrauchten Raum hinein!“ Türen sollten geschlossen werden, schon allein, damit der Rest der Wohnung möglichst wenig Schaden nimmt – und weil das Feuer eventuell von selbst erstickt.
Nur, wer sich zutraut, selbst das Feuer zu bekämpfen, soll das auch tun, alle anderen sofort die Wohnung verlassen und die Brandschützer anrufen.
„Bringen Sie sich nicht in Gefahr! Ziehen Sie eine Jacke an, nicht, dass Sie sich draußen Erfrierungen holen, und stecken Sie unbedingt den Schlüssel ein.“
empfiehlt Alexander Trenn.
Auch wenn Plattenbauten wie in Schwedt den Vorteil haben, dass Brände sich nur schwer ausbreiten können, sollten natürlich auch die Nachbarn informiert werden.
Der Fachmann rät
Alexander Trenn hält es außerdem für sinnvoll, ein solches Szenario gedanklich durchzuspielen, vielleicht sogar mit der Familie und den Kindern zu trainieren: Wer schnappt sich Hund, Vogelkäfig, wichtige Unterlagen? Wo ist der kürzeste Fluchtweg?
Brandursache Nummer eins sind nach den Erfahrungen der Schwedter Feuerwehr Waschmaschine und Trockner, wenn sie verkalken und heiß laufen. Auf Platz zwei folgt die Spülmaschine, erst dann ist das Kochen dran. „Alles, was man in die Steckdose steckt und was den Strom verändert, kann ein Brandherd werden“, so Alexander Trenn. Deshalb rät er, alte Steckdosenleisten auszutauschen, am besten gegen solche, die man über Nacht ausschalten kann.
Besonders brisante Jahreszeiten
In der Weihnachtszeit kommen neue Risiken dazu: Weniger der Weihnachtsbaum, für den die meisten heutzutage LED-Lichterketten haben, sehr wohl aber der Adventskranz, wo inmitten von trockenen Zweigen und Dekoration Kerzen abbrennen.
Auch, was in der Wohnung herumsteht, sollte gut überlegt sein. „Rauchmelder sind für normale Risiken gedacht“, sagt Henry Gutsche. Farbe und Treibstoffe beispielsweise sollten nicht dort gelagert werden. Deshalb hat die Schwedter Feuerwehr in diesem Jahr der Anfrage eines Mieters eine Absage erteilt: Der wollte sein Motorrad über den Winter mit in die warme Wohnung nehmen.
Andrea Weil