65 Jahre WOBAG Schwedt eG – Jubiläum

Am 23.02.2024, einen Tag vor dem eigentlichen Geburtstag, feierte die WOBAG mit den Gründungsmitgliedern, WOBAG-Vertretern, WOBAG-Mitarbeitern, sowie Vertretern aus der Politik ihr Jubiläum im Berlischky Pavillon. Vorstandsvorsitzender, Matthias Stammert, gab einen kleinen Rückblick auf die bewegende Geschichte der Genossenschaft.

Perspektivwechsel und Transformation heißen angesichts der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen die Schlagworte, die helfen sollen, die Stadt Schwedt sicher in die Zukunft zu führen. Der Ukraine-Krieg und das daraus folgende Öl-Embargo haben die jahrzehntelang gelebte Gewissheit, die PCK-Raffinerie sei der unverrückbare Anker der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung der Stadt, auf einen Schlag in Frage gestellt. Der Klimawandel, die daraus resultierende Energiewende und die Abkehr von fossilen Energieträgern stellen Alle vor riesige Herausforderungen. Der Fachkräftemangel tut das Seine hinzu, diese Herausforderungen noch riesiger zu machen.

Das gilt auch für die Wohnungsvermieter der Stadt. Und um einen hoffnungsvollen Blick in die Zukunft zu wagen, hat die Wohnungsbaugenossenschaft Schwedt eG ihr 65. Jubiläum zum Anlass genommen, in die Vergangenheit zu schauen und die großen Transformationen und Perspektivwechsel in den Blick zu nehmen, die sie bereits erfolgreich gemeistert hat. „Denn Transformation und Perspektivwechsel sind bei uns schon immer eine er- und gelebte Erfahrung“, erinnert der Genossenschaftsvorstand Matthias Stammert.

Die erste große Herausforderung war nach dem Krieg, die zu 90 Prozent zerstörte Stadt Schwedt wieder aufzubauen. Mit der Entscheidung, Schwedt zu einem sozialistischen Industriestandort zu entwickeln, schlug 1959 auch die Geburtsstunde der WOBAG. „Es folgte in Schwedt eine Zeit der Aufbaustimmung. Arbeiter und ihre Familien kamen aus allen Landesteilen und benötigten Wohnraum. Wohnraum, der Mangelware war. Im Oktober 1959 erfolgte die symbolische Grundsteinlegung für den Neuaufbau der Stadt Schwedt/Oder. Die ersten Objekte der Genossenschaft, die drei Häuser Schlossfreiheit Nr. 1-7, 9-15, und 17-23, die heutige Lindenallee, gingen in den Bau“, erklärt Stammert. Es wurde mit angepackt, Genossenschaftsanteile in Arbeitsstunden abgeleistet. Es war eine harte Zeit. Aber die Menschen wussten, die Perspektive liegt im Neubau und im Wachstum der Stadt. Und diese sollte für die nächsten 30 Jahre gelten.

„Die schicksalhaften Jahre des Krieges rückten in den Hintergrund. Freude, Glück und Zufriedenheit sollten nun die vorherrschenden Emotionen sein. Mit dem voranschreitenden Bau der sozialistischen Planstadt Schwedt verbesserten sich auch die Lebensverhältnisse und ein gewisser Wohlstand zog ein“, blickt der Genossenschaftsvorstand zurück.

Doch dabei blieb es nicht. Wachsende wirtschaftliche Stagnation und Unzufriedenheit mit den politischen Verhältnissen deuteten Veränderungen an. Die Wende und die darauffolgende Wiedervereinigung führten zu einem gravierenden Perspektivwechsel und zu einer bislang nicht gekannten Transformation in allen Lebensbereichen im Osten Deutschlands. „Auch bei uns in Schwedt“, konstatiert Stammert. Eines der Hauptprobleme der Genossenschaft waren die Altschulden und die notwendige Teilentlastung. Die Genossenschaft hatte im Dezember 1993 – 149 Millionen DM Altschulden. Eine Altschuldenentlastung auf 70,5 Millionen DM war mit der Verpflichtung verbunden, 15% des Bestandes innerhalb von 10 Jahren zu veräußern. Übrigens, die Privatisierung musste auf Grund der hohen Arbeitslosigkeit und des hohen Leerstandes nicht erfolgen und die letzte Tilgungsrate der Altschulden wurde im Dezember 2023 geleistet.

1994 wurde ein neues bislang unbekanntes Phänomen überdeutlich, das in Schwedt bis dahin gänzlich unbekannt war: der zunehmende Leerstand, der so massiv wurde, dass er die Wirtschaftlichkeit der Wohnungsgesellschaften bedrohte. Ein weiterer Perspektivwechsel wurde erforderlich. Aus der einstigen sozialistischen Aufbaustadt wurde der Vorreiter in Sachen Abriss, beschönigend Rückbau genannt. „Dieser aber ging immer einher mit einem wirklichen Stadtumbau, sprich mit der Sanierung, Modernisierung und Umgestaltung des Wohnungsbestandes, der bestehen bleiben sollte, einschließlich seines Umfeldes“, berichtet der Genossenschaftsvorstand Alexander Prechtl. „Der Weg zum Rückbau war alles andere als einfach.“

„Tumultartige Bürgerversammlungen und die Ablehnung des Abrisses durch die Bewohner benötigten viel Überzeugungsarbeit. Doch auch dieser Weg war nicht aufzuhalten – der Abriss in Schwedt begann und gehörte bald zum täglichen Stadtbild“, blickt Prechtl zurück. Heute blickt die WOBAG auf einen weitgehend durchsanierten und modernisierten Wohnungsbestand, der auf die Bedürfnisse der verschiedenen Generationen zugeschnitten ist. „Wir haben die Herausforderungen der Vergangenheit gemeistert. Wir haben diese Stadt wieder aufgebaut, wir haben sie umgebaut und erneuert“, konstatiert Matthias Stammert. „Und dieser Blick in die Vergangenheit zeigt uns, dass wir alles Rüstzeug haben, das wir brauchen, um auch die – gewiss nicht kleinen – Herausforderungen der Zukunft zu meistern.“