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    die WOBAG in Schwedt und drumherum!

Nicht nur die Leistung zählt, sondern das Miteinander

In unregelmäßigen Abständen berichten wir über WOBAG-Mitglieder, die sich für die Gemeinschaft einsetzen, die Außerordentliches leisten, die für ihre Mitmenschen da sind und die sich auch außerhalb ihrer eigenen vier Wände darum kümmern, dass Schwedt eine lebenswerte Stadt ist und bleibt. Heute stellen wir Sebastian Gierke vor, der seit 2014 zur Nationalmannschaft gehört und bei den Special World Games 2015 in Los Angeles zwei Goldmedaillen errang.

Mit dem Kajaksport hat Sebastian Girke beim Schwedter Wassersportverein „Wassersport PCK Schwedt e.V.“ den Sport seines Lebens gefunden. Seit 14 Jahren ist er schon dabei, berichtet der 27jährige. Und dieser Sport ist es auch, der seinem Leben Ziel und Richtung gibt und ihm glückliche Erfolgsmomente verschafft, wenn er, wie schon mehrfach geschehen, den Weltmeistertitel in der paralympischen Disziplin Kajak erringt oder den deutschen Meistertitel, den er in der Kajak-Marathon-Disziplin errang. Der Erfolg ist auf seiner Seite.

Das war nicht immer so. Sebastian blickt auf eine schwierige Kindheit und Jugend zurück. Probleme mit ADHS, daraus resultierender Hang zur Gewalt, Konflikte im Elternhaus, Unterbringung in einem Heim – auch das gehört zu den Lebensstationen von Sebastian Girke. Aber das ist lange Geschichte. „Ich habe mich um 180 Grad gedreht, ich habe mich im Griff, komme klar und habe auch wieder ein gutes Verhältnis zu meiner Mutter“, sagt er. An dieser Entwicklung, so sehen es nicht Wenige aus seinem Umfeld, dürfte der Sport entscheidend beteiligt gewesen sein. Training diszipliniert, die Kraft – und davon hat Sebastian viel – wird fokussiert eingesetzt.

Doch der Para-Sportler, wie sich die Sportler mit geistigen oder körperlichen Einschränkungen nennen, leidet an einer verminderten intellektuellen Auffassungsgabe. Aber er hat sein Leben im Griff. Ein Halbtagsjob bei Reinigungsservice Karsten Lange, ermöglicht es ihm, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Im Sport blüht er auf, wenn er auf dem Wasser ist und sein gestählter Körper mit dem Kajak zu einer Einheit verschmilzt. Dann gibt es nur noch ein Ziel: Kraftvoll und mit geübter Technik das Kajak auf Geschwindigkeit bringen. „Und das ist seine Gabe“, sagt sein Trainer Gerd Bowitzky. Sebastian Girke steht im internationalen Vergleich unangefochten in seiner Klasse an erster Stelle. „Er schafft die 100-Meter-Strecke an guten Tagen in 42 Sekunden“, berichtet er. Das sind zwar immer noch über zehn Sekunden mehr, als es nicht eingeschränkte Leistungssportler schaffen, aber in seiner Klasse folgt der nächste mit einer Zeit von 52 Sekunden.

Stolz präsentiert Sebastian ein Geschenk seines Namensvetters: „Dieses Boot habe ich von Sebastian Brendel geschenkt bekommen“, sagt er. Der Olympiasieger ist ein großes Vorbild für ihn und das Boot fahren zu dürfen eine große Ehre. Es trägt die Aufschrift „von Basti für Basti“. Und so wie Sebastian Brendel würde auch er gern an den olympischen Spielen teilnehmen, an den Paralympics, versteht sich. Doch dieser Weg ist ihm bislang noch verwehrt. „In der Kategorie „geistige Einschränkung“ gibt es bei den Paralympics noch keine Disziplin im Kajak-Fahren“, erklärt Gerd Bowitzky. Es werde in der Olympia-Gesellschaft zwar erwogen, das einzuführen, aber für die aktuellen Olympischen Spiele ist noch keine Entscheidung getroffen worden. „Mein größter Wunsch ist es, dass Sebastian eines Tages noch mal zu den Spielen fahren kann“, sagt Gerd Bowitzky.

Bowitzky, der bei einem Unfall ein Bein verlor und selbst den Beeinträchtigtenausweis trägt, macht sich in seinem Verein für Menschen mit Beeinträchtigungen stark. Die Gruppe der „Paras“ zählt bei den Wassersportlern über 20 Mitglieder im Alter von 20 bis über 60 Jahren. Sebastian und Stefan Glawe ragen als sportliche Leistungsträger heraus. Die anderen sind gemächlicher unterwegs, zum Teil mit Wanderkanus, andere nehmen an den Fitnessangeboten des Vereins teil. Wichtig ist nicht der sportliche Mega-Erfolg, wie schön er für Sebastian auch ist, was hier in erster Linie zählt, ist das Miteinander, der Spaß an der Bewegung, das Aufgenommen sein in die Gemeinschaft. „Ich für meinen Teil würde mir wünschen, dass auch die anderen Sportvereine der Stadt sich mehr für den Behindertensport engagieren“, sagt Bowitzky. Denn wie wichtig das ist, könne man unter anderem an der Entwicklung von Sebastian Girke von einem Problemkind, das im Heim landet, zu einem geachteten und respektierten Sportler sehen.

Kennen auch Sie jemanden in Ihrer Nachbarschaft über den wir berichten sollten? Eine besondere Leistung oder auch ein ehrenamtliches Engagement, dass gewürdigt werden sollte?

Schreiben Sie uns an marketing@wobag-schwedt.de

Wir freuen uns über Ihre Hinweise.

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